Ausstellungen im Jahr 2002

Carsten Lewerentz | Wechselspiel

Zeitraum: 5.1. - 12.2. 2002

Würfelbild | Textildruck

Seit einigen Jahren ist für mich Textiles zum Thema meiner Auseinandersetzung geworden. In Bekleidungsstücken als zweiter Haut oder Hülle der Menschen finde ich subtile Ausdrucksformen für die Grenzlinien zwischen Innerem und Äußerem Sein. Meine abgelegten Hüllen aus Bronze, Holz oder als Textilplastik gestaltet vermitteln Menschenbilder im Wechselspiel von Vorstellung und Wirklichkeit. Bei bildlichen Darstellungen des Menschen aller Kulturen von den Anfängen bis heute spielt die gemachte Hülle und Kleidung eine große Rolle, selbst bei Aktbildnissen. Bei meinen neuen Skulpturen und Plastiken entlasse ich nun das Menschenbild in die Vorstellung des Betrachters. Damit gebe ich all den Facetten des Menschseins im Wechselspiel der Gegensätze und Zufälle Raum. Die zu Plastiken und Bildern geformten, teils fragmentarischen Textilien eröffnen dem Betrachter Vorstellungswelten menschlicher Existenz, die ihn Bilder realer Personen mit einbeziehen lassen.

Wurf | Textilplastik

Nacht | Textilplastik

Dieses Atelierfenster möchte den Besucher anregen, gerade in der Zeit des Währungswechsels dem eigenen `Wechsel-Spiel' des Lebens nachzuspüren.


Anton Hribar | Zentriert

Zeitraum: 18.2. - 2.4. 2002

Mit Anton Hribar aus Berchtesgaden stellt das Atelierfenster wieder einen Künstler vor, dessen Wurzeln im Handwerk liegen. Für den Drechslermeister ist sein traditionelles, inzwischen seltenes Handwerk eine Herausforderung, um künstlerische Aussagen in seinen Objekten und Schalen zu suchen. Durch überlegt ausgewähltes Material und moderne Formensprache entstehen Unikate mit großer Ausdruckskraft. Ganz bewusst verwendet Anton Hribar auch Hölzer mit Rissen, Stockflecken oder Astlöchern, um eine Wandlung vom reinen Gebrauchsgegenstand hin zum Meditations- oder Kunstobjekt zu erreichen. Eine leere Schale, die bereit steht um Neues aufzunehmen, kann somit zu einem Symbol der Fasten- und Osterzeit werden.

Auf der steten Suche nach neuen Möglichkeiten treibt Hribar seine handwerkliche Meisterschaft bis an die Grenzen des Möglichen. Er dreht hauchdünne, durchsichtige Alabasterschalen in Verbindung mit Edelhölzern oder Acrylglas. Sogar Bücher und Tageszeitungen bearbeitet er auf seiner Drehbank zu tiefgründigen Objekten. In den vergangenen Jahren hat Anton Hribar mit seinen Arbeiten bereits bei mehreren Wettbewerben erfolgreich teilgenommen, zuletzt beim diesjährigen Dannerpreis.

Zeitungsobjekt

Buchobjekt


Gertruda Gruber G. | Dorfskizzen aus Staudach-Egerndach

Zeitraum: 12.5. - 9.6. 2002

Die bekannte Rosenheimer Künstlerin und Autorin der `Dorfskizzenblätter' ist zum zweiten Mal zu Gast im Atelierfenster. Gezeigt werden einige Dorfskizzen und Bilder, die ihre Besuche in Staudach-Egerndach dokumentieren. Ausgehend von markanten Häusern und Ansichten trägt Frau Gruber in Wort und Skizze Geschichtliches und Gegenwärtiges aus dem Ort zusammen. Das reicht von den Ruinen der Burg Hohenstein aus dem 10. Jahrhundert über die Staudacher Zementindustrie der Gründerzeit bis hin zu den vielbesuchten Konzerten der Staudacher Musikbühne im Gasthof Mühlwinkl. Wie immer in ihren Dorfskizzenblättern hat Gertruda Gruber auch in Staudach-Egerndach die Häuser und Persönlichkeiten gesucht, die für das Dorf prägend waren, um sie in der ihr eigenen Art als Einheit verschmelzen zu lassen. Somit ist ein weiteres Kapitel der einzigartigen oberbayerischen Zeitgeschichte der `Dorfskizzenblätter von Gertruda Gruber Goepfertova' entstanden, welches demnächst im Oberbayerischen Volksblatt und der Chiemgauzeitung erscheinen wird.


Hildegard Bauer-Lagally | Mein Garten

Zeitraum: 10.6. - 21.7. 2002

Mein Garten | Ölbild

Immer wieder lässt sich die Liebe von Malern zu ihren Gärten beobachten. Ob bei Monet, Exter oder Gebhardt-Westerbuchberg, um nur einige zu nennen, verbindet sich die Freude am Garten eng mit der Malerei des jeweiligen Künstlers. Die Beobachtung bestimmter Blumen kann sogar zum Inhalt eines ganzen Malerlebens werden, wie zum Beispiel die Seerosen bei Claude Monet.

Auch für die Malerin Hildegard Bauer-Lagally, die am Ostufer des Chiemsees in Arlaching lebt, ist ihr Garten mit all seinen Früchten und Blumen und dem Blick über den See Lebenselixier und Muse. Ihrer jugendlich vitalen Begeisterung für Farben, Formen und Stimmungen kann sich wohl kaum ein Gast des Thomahofes entziehen. Fest und voller Energie steht die 81-jährige Malerin inmitten ihres Gartens, und mit derselben Kraft und Lust auf Neues entstehen Bilder und Collagen. Mit geübtem Auge hält Frau Bauer-Lagally all ihre Begeisterung sowohl von fernen reisen, als auch von Stimmungen zu Hause fest und sammelt sie in ihren Bilderschatz.

Ausgehend von dem Ölgemälde `Mein Garten' zeigt das Atelierfenster eine Impression `Seerosenteich,' eine `Chiemseestimmung' und `Schwertlilien bei Raiten.' Auf jedem der Bilder fasziniert das Blühen - auch der Chiemsee `erblüht' im Licht eines Augenblicks. Die Welt immer wieder mit neuen Augen als einen blühenden Garten zu sehen, den es zu pflegen gilt, ist vielleicht das Geheimnis der Vitalität von Hildegard Bauer-Lagally.


Felicia Däuber | Holzskulpturen

Zeitraum: 24.8. - 8.9. 2002

Im Atelier von Felicia Däuber

Mit den Worten `Ich finde die Schnitzereien schon schön, aber ich weiß irgendwie nicht was es darstellen soll' begegnete ein Staudacher Kind dem Werk der Bildhauerin Felicia Däuber und beschreibt damit treffend das Spannungsfeld, in dem diese Skulpturen stehen.

Däubers Holzobjekte locken gleich einem Musikstück positive Empfindungen im Betrachter hervor, doch Bedeutungen bleiben verborgen. Die grob aus dem Holz geschnittenen Körper und Formen sind keine Zufallsprodukte wie man auf den ersten Blick vermuten könnte, sondern es sind die Ergebnisse bewusster Entstehungsprozesse einer sensiblen Künstlerin. Da lässt sich durchaus Bekanntes wie zum Beispiel gefaltetes Papier oder Kisten und Schachteln in ihren Arbeiten entdecken, doch das, was sich dahinter verbirgt, bleibt geheimnisvoll. `Wenn man erst alles weiß, meint Felicia Däuber, dann ist das Geheimnis weg.' Deshalb gibt sie dem Rätselhaften lieber eine Form, die den Betrachter teilhaben lässt am Reiz des Unaussprechlichen.

In München geboren, absolvierte Felicia Däuber nach ihrem Abitur von 1977 bis 1980 die Fachschule für Holzbildhauer in Berchtesgaden und studierte anschließend von 1982 bis 1988 an der Kunstakademie München Bildhauerei bei Prof. Koch mit abschließendem Diplom. Schon an der Akademie fand sie etwa 1984 ausgehend von figürlicher Arbeitsweise ihren Weg hin zu einer eigenen Formensprache. Seither ist die Kettensäge ihr bevorzugtes Werkzeug das sie konsequent einsetzt, soweit es die Erziehungsarbeit ihrer zwei Kinder zulässt. Sie lebt in Berchtesgaden und ist verheiratet mit dem Bildhauer Norbert Däuber, den das Atelierfenster zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen wird.


Hans Hauer | Welten

Zeitraum: 25.9. - 31.10 2002

Erstmalig stellt das Atelierfenster mit Hans Hauer einen überregionalen Gastkünstler vor. Der Bezug zur Arbeit des in Düsseldorf lebenden Malers und Bildhauers liegt in der Übereinstimmung mit dem Motto des Atelierfensters: Kunst ist nicht Luxus, sondern Lebensmittel.

Seit einigen Jahren hat Hans Hauer Buchstabennudeln als sein Material gewählt und auf diese Weise verbindet er Lebensmittel und Buchstaben bzw. Worte zu eindrücklichen Gedankenbildern. Unter dem Leitmotiv von Sprache lässt der freie Künstler subtile Weltbilder entstehen, wie zum Beispiel seine Arbeit `Die Grenze meiner Sprache ist die Grenze meiner Welt,' nach einem Ausspruch des Philosophen Wittgenstein. In einmaliger Weise wird diese Erkenntnis in Hauers Objekt visualisiert, und das Voraugenhaben dieses Satzes kann zu einem Erlebnis werden.

Hans Hauer wurde 1957 in Bitburg / Eifel geboren. Nach Studien der Germanistik, Kunstpädagogik und freier Malerei wurde er Meisterschüler bei Professor Crummenauer an der Kunstakademie Düsseldorf. Neben Ausstellungen in Trier, Düsseldorf, Bremen, Bayreuth oder Berlin wurde Hauer auch mit mehreren Kunstpreisen für sein Werk ausgezeichnet.


Ernst Haas | Herbst-Licht

Zeitraum: 10.11. - 15.12. 2002

An den kürzer werdenden Tagen im Herbst kann man das Licht der tief stehenden Sonne oder erleuchteter Fenster mit großer Intensität erleben. Für den Maler Ernst Haas war das Licht schon immer ein wichtiges Element seiner Bildwelt. Jetzt, da Ernst Haas im Herbst seines Malerlebens steht, steigert er die Intensität des Lichts der bis zur Abstraktion verdichteten Landschaftsbilder im Gegensatz von Hell und Dunkel. Häufig lässt sich im Spätwerk von Malern diese Hinwendung zum Licht beobachten. So gesehen zeigt das Atelierfenster auf zweifache Weise `Herbst-Licht' mit neuen Bildern des 81-jährigen Künstlers, für den `Farbe gleich Leben ist,' und der `das Leben und die Farbe liebt.'

Ernst Haas, 1921 in Rothenburg o.T. geboren, studierte an der Akademie Nürnberg und an der Hochschule für Bildende Künste München. In seiner Zeit als Kunsterzieher am Landschulheim Marquartstein von 1954-58 lernte er Marquartstein und den Chiemgau kennen und lieben. Nach langem Berufsleben als Professor für Kunsterziehung an der Uni Erlangen/Nürnberg und als freier Maler lebt und arbeitet er seit 1995 wieder in Marquartstein und bereichert die regionalen Kunstausstellungen mit seinen Bildern.

Kendlmühlfilze

Egerndacher Moor

An der Haltestelle

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