Den ersten skizzenhaften plastischen Entwurf für eine Skulptur oder Plastik nennt man Bozzetto. Für jede Gestaltungsaufgabe im öffentlichen, kirchlichen oder privaten Bereich entsteht ein Bozzetto zur Präsentation der Ideen. Hier eine kleine Auswahl von Entwürfen aus meinem Atelier.

Vorschlag zur Neuschaffung einer Gedenkstätte für die Opfer der Weltkriege in Traunstein

Standort im Kriegergedächtnispark Traunstein

Als neuen Standort im Kriegergedächtnispark Traunstein habe ich die Fläche südwestlich der Kirche St. Georg und Katharina gewählt, um der Bedeutung solch einer Gedenkstätte den nötigen Raum zu geben. Außerdem werden die Arkaden in die Gedenkstätte mit einbezogenen, die in diesem Bereich noch frei von anderweitiger Nutzung sind.

Bewusst bilden die drei Teile der Installation eine optische Schnittstelle und Unterbrechung des viel genutzten Weges unter und vor den Arkaden. Die Erinnerung an Kriege darf den täglichen Weg kreuzen und berühren. Deshalb sollen die in Ehren gehaltenen Bronzebücher mit den Namen der gefallenen und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege aus Traunstein mitten unter uns sein. Sie liegen auf Podesten aus dem Schutt der Zerstörung (möglichst Abbruchmaterial aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg), zusammengehalten von den Kreuzen der Drahtgitter. Den Namensbüchern der Opfer gegenüber gestellt ist das vorhandene Eisenkreuz mit den angefügten kleinen Kreuzen, die ursprünglich als Symbole für alle Soldatenfriedhöfe gedacht waren und die ich weiß oder farbig bemalen würde.

Daraus entwickelt sich die WAND DER WELT KRIEGE. Unzählige Kreuze (neben Feld- und Grabkreuzen denke ich auch an die Fadenkreuze der Waffen) der Gabionengitter bilden eine Wand, wiederum gefüllt mit Abbruchmaterial, als ein Bild von Krieg, Tod, Leid, Zerstörung, Verfolgung und Heimatlosigkeit. Im Gegensatz zu der Härte der Wand liegen weich fließende Tücher aus Textilbeton über den seitlichen Mauerblöcken und lassen an Kapitulation und Frieden denken.
Meine Hoffnung wäre es, dass diese Installation eine Verbindung schafft vom Andenken an die Opfer der zwei Weltkriege in Traunstein hin zu allgemeiner Besinnung über Krieg und Frieden mit ihren Ursachen von Macht, Besitzstreben und Ausbeutung der Welt. So könnte die WAND DER WELT KRIEGE bei öffentlichen Veranstaltungen und Feierstunden auch als eine Art Klagemauer verstanden und belebt werden, in die man z.B. Zettel mit Friedenswünschen oder Gebeten stecken könnte. Auch Unterrichtsaktionen mit Schülern wären denkbar, bei denen z.B. die Kreuzungspunkte des Gitterwerkes alle paar Jahre neu bemalt und sichtbar gemacht würden als Ausdruck und Würdigung menschlicher Vielfalt und Identität. Zur kurzen Information für Passanten würde ich vorschlagen eine Schrifttafel anzubringen. (November 2017)



Vorschlag für ein Sawallisch-Denkmal in Grassau

Heutzutage sind dank Internet und Smartphone jederzeit und allerorten zahllose Bilder und Filme verfügbar, auf denen Wolfgang Sawallisch zu sehen ist. Daher kommt es für mich nicht infrage, zum Gedenken des Grassauer Ehrenbürgers ein weiteres Bildnis anzufertigen, in Form eines Portraits oder Ähnlichem.

Aus dieser Überlegung ist meine Idee entstanden: ein begehbares Dirigentenpult, das für Wolfgang Sawallisch sowohl ein realer wie auch ein geistiger Ort in Grassau sein soll. Die Elemente, aus denen sich die Bronzeplastik zusammensetzt, erinnern dabei an Werdegang und Wesensarten von Herrn Sawallisch.

Seinen Kindheitstraum, einmal als Dirigent vor Orchester, Schauspielern und Sängern zu stehen, hat Sawallisch mit viel Energie und Leidenschaft verwirklicht. Sein Weg als Musiker begann mit Klavierunterricht bei Frau Pedal und führte ihn zum lebenslangen Studium der Partituren großer Komponisten. So wurde er zum weltweit geehrten und gefragten Dirigenten.

Auf einer fiktiven Partitur als Bodenplatte stehen ein Notenständer und ein Podest. Das Podest hat eine Stufe, die wie eine Klaviatur geformt ist. Auf dem Rand des Podests sind Buchrücken angedeutet, die mit Namen von Komponisten beschrieben sind. Auf der Standfläche sind Namen der Orte zu lesen, an denen Sawallisch gewirkt hat.

Das Geländer des Podests, mit Säule und Vorhang, lässt an eine Bühne denken und erinnert so an den Operndirigenten Sawallisch, vor allem als Generalmusikdirektor und Intendant der Staatsoper in München. In das Geländer ist zudem das musikalische Leitmotiv von Sawallisch eingeschrieben: Im Interesse der Deutlichkeit. Es trägt außerdem den handschriftlichen Namenszug von Wolfgang Sawallisch. So kann jeder eindeutig erkennen, für wen das Denkmal ist.

Bei den Proben mit dem Orchester legte Sawallisch seine Jacke schwungvoll auf einem Notenständer ab, der eigens zu diesem Zweck bereitgestellt wurde. Dies galt als eines seiner Markenzeichen und hat daher ebenfalls einen Platz in der Bronzeplastik erhalten. Das Notenpult, das vor dem Podest steht, wird von einer Säule getragen, die sich aus Vorhang, Frack und Capellmeisterstab zusammensetzt. Sie sind Zeichen für die Korrektheit und Meisterschaft des Herrn Sawallisch, für sein Bühnenleben und für seinen Dienst an der Musik, wie er sich durch die Wolfgang Sawallisch Stiftung fortsetzt.

Dieser leere Arbeitsplatz wäre meiner Meinung nach für Prof. Wolfgang Sawallisch in seiner Bedeutung als Dirigent und gleichzeitigen Bescheidenheit ein angemessenes Denkmal.

Als möglichen Standort stelle ich mir den Grünstreifen zwischen Birkenweg und Musikschule vor, doch darüber müsste vielleicht auch noch weitergehend beraten werden. (September 2015)



Entwurf für einen Ideenwettbewerb zu Ehren des 80. Geburtstags von Papst Benedikt dem XVI.

Für einen Ideenwettbewerb zu Ehren des 80. Geburtstags von Papst Benedikt dem XVI. entstand dieser Entwurf eines `Heiligen Stuhls,' um dem Ehrenbürger der Stadt Traunstein einen öffentlichen Heimatplatz zu widmen. Hier mein Begleittext zu dieser Arbeit:

Auf Grund meiner bildnerischen Überzeugung kann eine welcher Art auch immer gestaltete figurative Annäherung an Papst Benedikt XVI. diesem Mann und seiner Bedeutung nicht gerecht werden. Vielmehr könnte es darum gehen, diesem weltgeschichtlich bedeutenden Ehrenbürger einen geistigen Ort in der Stadt zu schenken, den jeder Bürger und Besucher mit seinen Gedanken an Josef Ratzinger, Papst Benedikt XVI., in aller Freiheit füllen kann. Als Sinnbild und Platzhalter für diesen Ort scheint mir nichts so geeignet wie die Bronzeplastik eines einfachen Stuhls, der gleichzeitig zum Priestersitz, Stehpult und zum `heiligen Stuhl' mutiert.

Den Sockel bildet ein großes Buch, welches zum einen für das Wort Gottes als Grundlage des Glaubens, aber auch für Lehre und Wissenschaft steht, die Josef Ratzinger sein Leben lang studiert, gelehrt und verkörpert hat. Ein darüber befindlicher Baldachin auf vier von Weinreben umrankten Säulen mit der umlaufenden Inschrift: PAPST BENEDIKT XVI., EINFACHER ARBEITER IM WEINBERG DES HERRN, markiert die Heiligkeit und Würde dieses Ortes vor dem Kirchenportal. Dieser offene und für jeden Passanten sichtbare Gedankenraum schafft eine Verbindung zwischen dem Schüler Josef Ratzinger in Traunstein und Papst Benedikt XVI. in Rom.

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